Die sagenumwobene Linde von Linn, liegt irgendwo im nirgendwo auf einem kleinen Hügel im Aargau. Viele kennen sie, aber manch einer hat noch nie von ihrn gehört. Sie ist der älteste Baum des Aargaus, geschätzte 800 Jahre alt.
Auch ich kannte sie nicht, obwohl ich doch schon etwas länger in der näheren Umgebung von ihr wohne. Ich blätterte gerade in der neusten Ausgabe der «Landliebe» und stolperte über den Artikel «Linner Linde». Die musste ich unbedingt sehen, dachte ich mir, und so nütze ich die erste freie Gelegenheit, packte meine Fotoausrüstung und fuhr in meinem Landrover hin.
Der Weg dorthin war schon spannend, plötzlich führ ich auf unbefestigter Strasse durch einen Wald und ich spürte, wie sich mein Landrover richtig wohl fühlte, es war sein Terrain. Kurze Zeit später erblickte ich die Linde von Weitem auf einem kleinen Hügel. Es war schon Abend und das Licht erleuchtete sie goldig.
Ich fuhr zu dem kleinen Parkplatz links von ihr, holte sofort meine Ausrüstung raus und suchte den besten Blickwinkel für das Foto. Nach einiger Zeit hatte ich die Bilder im Kasten, ich setze mich noch unter die Linde und genoss den Sonnenuntergang.
Zuhause angekommen, lud ich sofort die Bilder auf meinen Mac und fing an mit der Auswahl und Bearbeitung der Bilder. Ich war immer noch fasziniert von dem Baum und dachte mir, wie mag er wohl in der Morgendämmerung aussehen, wenn er schon am Abend so wunderbar wirkte. Um das zu erfahren, blieb mir nichts anderes übrig, als in der Herrgottsfrühe aufzustehen.
Ein paar Tage später klingelte der Wecker um 4:30 Uhr, für mich war es eine unmenschliche Zeit, aber nur so kam ich zu den Bildern. Thermoskanne mit Kaffe füllen, Fotoausrüstung einpacken und los ging es wieder durch den Wald auf den Hügel. Dort angekommen, war es noch finster. Zuerst gönnte ich mir ein paar Schluck Kaffe, betrachtete die Linde im Dunkel und genoss die Ruhe. Plötzlich musste es schnell gehen, der Horizont erleuchte in einen Wunderbaren blau bis rosa. Und wieder suchte ich die geeigneten Blickwinkel zum Fotografieren. Es wurde dann ziemlich schnell hell und das Licht wurde immer ungeeigneter, aber ich hatte meine Bilder.
Zuhause angekommen ging es nicht, wie beim letzten mal gleich vor den Mac, nein ich legte mich zuerst hin und habe meinen Schlaf nachgeholt.
So, dass war mein kleines Abenteuer zur «Linner Linde», nicht sehr spektakulär aber wunderschön. Falls ihr auch mal einen Besuch machen wollt? Die Linde ist so bekannt, dass sie sogar in Google-Maps erfasst ist. Kleiner Tipp von mir, besucht sie am Abend oder Morgen und nicht an den Wochenenden.
SEIT VIELEN VIELEN JAHREN STEHE ICH JETZT HIER AM DORFEINGANG VON LINN …
… UND ICH HABE SCHON EINIGES GESEHEN UND ERLEBT. VON HIER AUS ÜBERBLICKE ICH WUNDERBAR DAS AARETAL MIT BRUGG UND WINDISCH UND DER HABSBURG GEGENÜBER. BEI GUTER FERNSICHT BIETEN DIE ALPEN IM SÜDEN EINE IMPOSANTE KULISSE.
Ich bin auch Ausgangspunkt diverser Wanderungen durch die malerischen Kulturlandschaften des Jura. Unter Anderem startet hier der Natur- und Kulturweg Linn, der durchs orchideenreiche Sagenmühlital führt.
Der Legende nach wurde ich nach der Pest vom letzten Linner auf das Grab der Dahingerafften gepflanzt. Ich bin seither die Garantie dafür, dass die Pest nicht wieder ausbricht. Aber das ist natürlich nur eine Legende.
Mütterlich und warm wird das Wesen der Linde dargestellt. Ich bin ein Symbolbaum für Herzlichkeit, Geborgenheit und Wärme. Entsprechend ist die Heilwirkung meiner Blüten, welche manche krankhaften Beschwerden zu lindern vermögen. Mit diesen Eigenschaften habe ich seit frühester Zeit die Sympathie der Menschen erobert. Als germanischer Friedensbaum war die Linde der Göttin Freya, der Wächterin über Liebe und Fruchtbarkeit, geweiht. Das finde ich sehr passend.
Als frei stehende Linde bin ich ein wunderbarer Ort der Erholung und der Stille. Menschen fühlen sich unter meiner Krone wohl und geborgen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich seit vielen Jahren ein beliebtes Ausflugsziel bin.
Die Linner Linde