Ein Raum aus Licht – und die Strasse als Gegenpol.
Als ich damals mit dem iPhone durch die Wälder streifte, hätte ich nie gedacht, wohin mich die Fotografie einmal führen würde. Aus den ersten neugierigen Schritten mit der Fuji X100, aus dem Staubwedeln alter Kameras und aus der analogen Geduldsprobe mit der Rollei 35 SE ist in den letzten Jahren etwas gewachsen, das mir immer noch fast unwirklich erscheint: Ein eigenes, professionelles Fotostudio. Ein Raum nur für Bilder, Licht und Menschen. Ein Ort, an dem jede Idee eine Form bekommt und jedes Gesicht seine eigene Geschichte schreibt.
Der Schritt vom Hobby in eine ernsthafte fotografische Arbeit kam nicht auf einmal. Er kam leise, fast schleichend – mit jedem Bild, das mir wichtiger wurde als nur ein Post auf Social Media. Mit jeder Stunde, die ich damit verbrachte, Objektive zu vergleichen, Techniken zu lernen, Fehler zu machen und mich dabei unaufhaltsam weiterzubewegen. Und irgendwann merkte ich: Das ist mehr als eine Spielerei. Das ist ein Teil von mir geworden.
Heute stehe ich in meinem Studio und experimentiere mit Licht wie früher mit den Schatten der Bäume im Wald. Nur dass ich die Bedingungen nun selbst gestalten kann – jede Nuance, jede Stimmung, jedes Detail. Gleichzeitig zieht es mich nach wie vor auf die Strasse. Die Street Photography ist für mich der Kontrast, den ich brauche: roh, unplanbar, ehrlich. Hier habe ich keine Kontrolle über das Licht, die Menschen oder den Moment – und genau das fasziniert mich. Studio und Strasse, Ordnung und Chaos, Planung und Intuition: Beides fühlt sich für mich inzwischen wie zwei Seiten derselben Leidenschaft an.
Menschen zu fotografieren ist dabei zu einem besonderen Schwerpunkt geworden. Nicht weil es einfach wäre – im Gegenteil. Jeder Mensch bringt eine eigene Energie mit, eine eigene Unsicherheit, eigene Erwartungen. Doch genau darin liegt die Herausforderung, die mich antreibt. Im Studio kann ich diese Persönlichkeit herausarbeiten, sichtbar machen. Auf der Strasse fange ich sie ein, wenn niemand daran denkt, beobachtet zu werden.
Wenn ich zurückblicke auf meine ersten Waldspaziergänge mit dem iPhone, wirkt es fast wie ein anderes Leben. Und trotzdem weiss ich: Ohne diese Anfänge, ohne die alte Fuji im Regal, ohne die analoge Rollei, die mich Geduld lehrte, wäre ich heute nicht hier. Fotografie ist für mich kein abgeschlossenes Kapitel. Es ist ein Weg, der sich ständig weiter verzweigt. Und genau das macht ihn so spannend.
Wohin er mich als nächstes führt? Keine Ahnung. Aber ich weiss, dass ich die Kamera im Sack oder im Studio immer bereit habe.